Weniger Apotheken, mehr Fachkräfte. Besonders gesucht: Nachfolger

Es gibt immer weniger Apotheken – trotzdem werden immer mehr Fachkräfte gebraucht. Davon gehen zumindest viele Apothekeninhaber aus: Ein Drittel von ihnen glaubt, dass sie bei einer Stellenbesetzung maximal einen Bewerber hätten – ob Apotheker, PTA oder PKA. Ebenfalls jeder dritte Apothekeninhaber, so der aktuelle Apothekenklimaindex der ABDA, rechnet bei einer Nachfolgesuche mit keinem oder höchstens einem Interessenten.

Besonders gefragt: Nachfolger

„Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist bundesweit hoch, aber regional durchaus unterschiedlich”, erläutert Dr. Ursula Sellerberg, Apothekerin und stellvertretende ABDA-Pressesprecherin. „Viele Apotheker möchten nach ihrem Studium in der Nähe der Stadt bleiben, in der sie studiert haben, und viele junge Menschen bevorzugen Städte als Wohnorte. Folglich ist die Arbeitsmarktsituation dort etwas anders als in abgeschiedenen ländlichen Gebieten.”

„Der Fachkräftemangel ist auf dem Land stärker ausgeprägt als in Städten, vor allem solchen, in denen aufgrund vorhandener Universitäten und/oder PTA-Schulen entsprechend mehr Absolventinnen Stellen suchen”, bestätigt Tanja Kratt, Vorstandsmitglied der Apotheken-Gewerkschaft ADEXA.

Keine Besserung erwartet

Die Apothekeninhaber haben wenig Hoffnung auf Besserung. In der APOkix-Umfrage – dem Apotheken-Konjunkturindex des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln – haben 2018 neun von zehn Teilnehmern erklärt, dass es in den nächsten Jahren noch schwerer werde, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden.

In einer ergänzenden APOkix-Monatsumfrage vom Mai 2019 gab jeder zweite an, dass er Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Nachfolger erwarte – immerhin wechseln die Betreiber jeder dritten Apotheke innerhalb der nächsten fünf Jahre in den Ruhestand. Schon jetzt ist die Anzahl der Apotheken mit 23,4 pro 100.000 Einwohner auf einem historischen Tiefstand, so der Apothekenwirtschaftsbericht des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) für das Jahr 2018.

Mehr Mitarbeiter pro Apotheke

Dennoch wächst der Bedarf an Arbeitskräften: Während Mitte der 90er Jahre noch knapp sechs Menschen in einer Apotheke tätig waren, sind es heute durchschnittlich 7,5. Allein die Zahl der PTA in Apotheken habe sich im gleichen Zeitraum verdoppelt, meldet der Bundesverband PTA (BVpta). Auch die Zahl der Apothekerinnen und Apotheker in öffentlichen Apotheken steigt – innerhalb eines Jahres, von 2017 auf 2018, um 950 auf über 52.000.

Bei den PTA und PKA steht der zunehmenden Nachfrage eine stagnierende Zahl von Ausbildungsplätzen gegenüber: Sie sank zwischen 2015 und 2017 leicht von 2117 auf 2076 (PTA) bzw. von 3724 auf 3626 (PKA). Umgekehrt steigt die Zahl der Approbationen von Apothekerinnen und Apothekern ebenso wie die Zahl der Studienanfänger seit Jahren kontinuierlich.

Vor allem PTA und PKA fehlen

Bleibt unterm Strich die Erkenntnis: Bei den PTA und PKA geht die Schere zwischen Ausbildungen und Zahl der Beschäftigten bzw. Bedarf allmählich auseinander. Bei den Approbierten kommen Fachkräfte in annähernd ausreichender Zahl aus den Universitäten – sie sind aber regional sehr unterschiedlich verteilt und wollen immer seltener eine Nachfolge antreten.

Angesichts des unternehmerischen Risikos und des hohen persönlichen Arbeitseinsatzes selbständiger Apotheker fördert die ABDA den Nachwuchs mit einer Karriere-Website und verschiedenen Informationskampagnen. Der Verband hebt darin die nach wie vor gültigen attraktiven Seiten des Berufs hervor – wie Unabhängigkeit, Team-Verantwortung und Vielfalt der Aufgaben.

Für die angestellten Fachkräfte andererseits beklagt die Gewerkschaft ADEXA niedrige Gehälter und geringe Aufstiegschancen. Eine Verlängerung der PTA-Ausbildung verbunden mit dem Erwerb zusätzlicher Kompetenzen, die bislang den Approbierten vorbehalten waren, wird derzeit kontrovers diskutiert. Kratt: „Auch bei der Ausbildung von PKA, die die pharmazeutischen Kolleginnen und Kollegen in der Apotheken entlasten und damit den Fachkräftemangel mildern könnten, verschenken die Apothekeninhaber und -inhaberinnen Chancen, wenn sie sich gegen die erweiterten Ausbildungskonzepte stellen.”